Als Gastronom bist Du Ziel von zahlreichen Bewertungen. Menschen, die nicht viel im Leben zu melden haben, die unter der Fuchtel von anderen stehen und einfach auch mal jemanden ansch… wollen, lieben das Internet und die anonymen Bewertungen auf diversen Portalen.
Heutzutage kannst Du alles bewerten, den Toaster aus dem Schnäppchenmarkt, den Hautarzt Deiner Oma oder eben auch die Pizzeria um die Ecke.
Du musst auch keine Vorkenntnisse haben, nicht kochen oder betriebswirtschaftliche Kennzahlen errechnen können. Es reicht, wenn Du essen und schreiben kannst.
Wir stehen also täglich im Fokus von Menschen, die uns sagen, wie wir unseren Betrieb zu führen haben, welche Ernährungsformen gerade aktuell sind und wie ein Essen zu schmecken hat, was Mutti früher auch immer gemacht hat. Oft ist es eine selbst ernannte Jury aus Menschen, „die auch gerne kochen“ (zu Hause, für zwei Personen, nach einem Kochbuch oder mit einer Kochbox…) und welchen „die ja nicht meckern wollen“, aber „auch ein bisschen Ahnung haben“…
Mit viel Geduld und einem geübten Lächeln hören wir uns die Verbesserungstipps an: Ausweitung der Öffnungszeiten, Vergrößern der Speisekarte, Einkauf von Bio- und regionalen Produkten „aus dem Hofladen im Ort“ (Ich bitte Euch, mir die Adresse des Masserberger Hofladens zu schreiben, damit ich da endlich auch mal einkaufen kann.).
Alles das gehört zu unseren täglichen Erfahrungen und ich wüsste gar nicht, wie wir uns in den letzten Jahren so entwickeln konnten, ohne die Tipps der uns heimsuchenden Experten.
Aber an dieser Stelle will ich auch gerne zugeben, es gab schon Tipps, die hilfreich waren. Dinge, die wir selbst nicht bemerkt haben oder die andere klarer sehen. Dafür Danke, auch für die motivierenden Worte, die objektiven Bewertungen, die freundlichen Worte, die Anerkennung…
Kommen wir zu den Bewertungen und Aussagen, die niemand braucht, die frech sind und die sich kein Gastronom gefallen lassen sollte:
Fazit: Wenn eine Behörde, ein Frisör, ein Handwerker oder wer auch immer, keinen freien Termin mehr hat oder man außerhalb der Öffnungszeiten anruft, dann hat die Bevölkerung gelernt, damit zu leben. Aber wenn ein Restaurant mit nur einem Koch zwei Ruhetage macht oder alle Tische bereits ausgebucht sind, dann arbeiten dort eben nur faule Säcke, die so reich sind, dass sie es einfach nicht mehr nötig haben…
Ich wünsche mir, dass ein Umdenken stattfindet. Dass nicht die fleißigen Mitarbeiter in einem Restaurant, das bis auf den letzten Platz besetzt ist, angemotzt werden, sondern man selbst eigenverantwortlich und rechtzeitig einen Tisch reserviert. Nicht wir müssen dankbar sein, dass jemand bei uns essen will, sondern – wenn das so weiter geht – dann können die Hungrigen dankbar sein, wenn überhaupt noch jemand ein Restaurant betreibt. Die Lage hat sich durch Corona nicht verbessert. Und auch vorher schon wollten die selbst ernannten Restauranttester und Kochprofis nicht in der Gastronomie arbeiten, sondern diese nur revolutionieren und maßregeln.
Wenn unsere Arbeit in der Gastronomie nicht an Wertschätzung gewinnt, dann werden bald alle ihre Feiern zu Hause durchführen müssen und Urlaub in Zimmern mit Kochnische verbringen. Oder zumindest die, die frech werden und uns wie Leibeigene behandeln.
Dann wird es ein Privileg der Netten und Großzügigen sein, in Restaurants essen zu dürfen.
Aber wir werden weiterhin genug zu tun haben, denn zum Glück gibt es viele Gäste, die freundlich sind und für die es uns Spaß macht, da zu sein, Service und Gastfreundschaft zu bieten.
Ich träume von einem Bewertungsportal, in dem wir unsere Gäste bewerten dürfen. Den arroganten Sack, der nicht „Guten Morgen“ sagt oder die Tussi, die uns zwingen will, Veganer zu werden „weil wir doch alle zu fett sind und ganz graue Haut haben“. Aber auch die nette, sehr alte Omi, die so freundlich ist und sich ganz herzlich verabschiedet, „weil sie vermutlich nicht noch mal wiederkommen kann…“. Oder die lieben Stammgäste, die so gerne bei uns sind, „weil es ein bisschen wie nach Hause kommen ist“.
Vielen lieben Dank dafür! Auch für Eure großzügigen Trinkgelder und die lieben Mitbringsel.
Und an die anderen nicht so netten: ihr bleibt bitte zu Hause und ruft uns auch nicht an.
ÜBER DEN AUTOR
Katja Habelitz
Katja Habelitz hat 20 Jahre bei einer Versicherung als Trainer und Coach für Software und Kommunikation gearbeitet. 12 Jahre davon war sie hier auch als Führungskraft für die Entwicklung neuer Anwendungen und für die Ausbildung von Trainern zuständig.
Seit mehr als 8 Jahren ist sie nun Inhaberin eines Hotels mit Restaurant in Masserberg im Thüringer Wald. Sie ist Autorin zweier Bücher und schreibt gerade am dritten. Die Schließzeit aufgrund der Corona-Pandemie nutzte sie, um sich in Sachen Onlinemarketing für Hotels und Restaurants fortzubilden.
Ihre Mission ist es, ihre Erfahrungen auf dem Weg in die Selbständigkeit aufzuschreiben. Damit andere davon profitieren und einfach umsetzbare Schritt-für-Schritt-Anleitungen bekommen. Katja liebt Listen und daher packt sie ihr Wissen in kurze Checklisten und Infografiken. Damit wird es für jeden Gastronomen kinderleicht, sein Onlinemarketing selbst in die Hand zu nehmen! Und Quereinsteiger bekommen Tipps und Tricks für einen guten Anfang.
WEITERE BLOGARTIKEL
© Katja Habelitz